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Die größten Stolpersteine im Bewerbungsprozess

Durch meine Tätigkeit als Personalberaterin aber auch als Coach habe ich fast täglich mit Bewerbungen zu tun. Hunderte Bewerbungsschreiben landen auf meinem virtuellen Schreibtisch, sprich im Online Portal oder meinem E-Mail Account. Nur wenige davon bekommen meine volle Aufmerksamkeit bzw. die meisten beantworte ich mit einer Absage. Aber auch schon vor dem Versand von Bewerbungsunterlagen und danach gibt es einige Stolperfallen. Hier eine Zusammenfassung aus meinem Arbeitsalltag.

Bewerbung wird gar nicht abgeschickt

Wie ich auch schon in meinem Blogartikel „Leading Ladies – 6 Bausteine für das weibliche Selbstbewusstsein” berichtet habe, führt das mangelnde Selbstvertrauen von Frauen oft dazu, dass eine Bewerbung erst gar nicht abgeschickt wird, weil sich frau nicht qualifiziert genug fühlt, obwohl sie es tatsächlich wäre. Dadurch werden viele Chancen für eine neue Stelle, eine Veränderung, erst gar nicht genutzt. Dies kann ich aus den Erfahrungen in meinen Coachings nur bestätigen. 

Bewerbung passt nicht zur angebotenen Position

Allzu oft kommt es auch vor, dass ich eine Bewerbung zur Seite lege, weil es überhaupt keinen oder wenig inhaltlichen Bezug zur ausgeschriebenen Stelle gibt. Die Bewerbungsunterlagen mögen an sich zwar gut sein, beziehen sich aber nicht auf die gewünschten Anforderungen für die gesuchte Position. Oft liegt es auch an einer Über-/Unterqualifikation oder eben an zu wenig Erfahrung. Hier stelle ich mir dann immer die Frage, was sich ein/e Bewerber/in erwartet, wenn ein solches Schreiben verschickt wird. 

Lücken im Lebenslauf oder viele Wechsel

Lücken im Lebenslauf sind grundsätzlich kein Grund für eine sofortige Absage. Die Zeiten einer lebenslangen Beschäftigung sind großteils vorbei. Gerade die jüngeren Generationen probieren auch gerne Verschiedenes aus.

Eine Pause vor oder nach dem Studium, eine längere, beschäftigungslose Auszeit zwischen zwei Jobs, Elternkarenz, gesundheitliche oder private Themen: Es gibt genügend Gründe, warum eine Auszeit bewusst in Anspruch genommen wird oder unser Leben uns einfach einmal aus der Bahn wirft. Aber bitte, erklären Sie diese Pausen und lassen Sie uns RecruiterInnen nicht raten, wie es zu dieser Lücke kommt. Und meine Devise ist hier: Seien Sie ehrlich zu sich selbst und dann auch in der Formulierung in Ihren Bewerbungsunterlagen.

Ähnlich verhält es sich mit häufigen Wechseln: Es kann schon mal passieren, dass der beschriebene Aufgabenbereich oder das neue Team dann doch nicht passen oder Sie aufgrund von Sparmaßnahmen gekündigt werden. Erklären Sie auch hier wahrheitsgetreu die gehäuften Unternehmenswechsel.

Gesamteindruck der Unterlagen

Ein weiterer Grund für eine Absage kann für mich der Gesamteindruck der Bewerbungsunterlagen sein. Dabei zählt weniger der perfekte Lebenslauf oder das vollkommene Motivationsschreiben für mich. Darüber ist ja mittlerweile auch schon eine Wissenschaft entstanden und es gibt dazu umfangreiche Literatur und Tipps & Tricks im Internet. Vielmehr möchte ich den Eindruck gewinnen, dass sich die/der Bewerber/in wirklich etwas überlegt, für die Bewerbungsunterlagen Zeit genommen hat und hier Mehrwehrt im Vergleich zu anderen bietet. Man kann hier sicherlich mit sprachgewandter Formulierung, einem gut strukturierten Aufbau, optisch ansprechenden Unterlagen und einem professionellen Foto punkten. Kleine Fehler verzeihe ich hier gerne, wenn das große Ganze stimmig ist.

Ungenügende Gesprächsvorbereitung

Ein guter erster Eindruck und ein freundliches Auftreten legen den Grundstein für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch. Händedruck, Körperhaltung, Mimik, Sprache und Kleidung können hier den entscheidenden Unterschied machen. Ob Sie pünktlich sind oder nicht, sagt auch schon einiges über Ihre Einstellung aus.

Sie haben nach dem Einstieg meist die Möglichkeit frei über die wichtigsten Stationen im Ihrem Lebenslauf zu erzählen, das können Sie vorbereiten. Wenn Sie hier ausweichende Antworten geben oder unsicher in Bezug auf die Zeitlinie sind, kann leicht der Eindruck entstehen, dass Sie in Ihrem CV nicht ganz korrekt waren. Wer generell hauptsächlich negativ über die eigene Karriere oder die letzten Arbeitgeber spricht, hinterlässt auch keinen guten Eindruck. Sie können ebenfalls damit rechnen, dass Sie zu Ihren Fähigkeiten, Hard und Soft Skills, sowie zu Ihren Stärken und Schwächen befragt werden. Wenn ich das Gefühl habe, dass sich ein/e Bewerber/in erst während des Vorstellungsgespräches darüber Gedanken macht, fällt das negativ auf, während Sie mit einer sicheren, authentischen Präsentation darüber auf jeden Fall punkten können.

Schlussendlich ist es wichtig, dass Sie Interesse an der ausgeschriebenen Position zeigen (bei mir als Personalberaterin) oder sich ausreichend über das Unternehmen informieren (bei einer direkten Bewerbung) und damit Ihrer Motivation Ausdruck verleihen, für genau diesen Arbeitgeber tätig werden zu wollen.

Umgang mit Absagen

Niemand erhält gerne eine Absage, wenn sie sich dann häufen, kann sich das auf die Motivation auswirken. Man stellt sich selbst in Frage und beginnt, an seinen Fähigkeiten zu zweifeln. Bin ich gut genug? Auch wenn es gerade in dieser Phase schwer fällt, ist es wichtig, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern nach vorne zu schauen und vor allem dranzubleiben. Welche Gründe gibt es für die Absagen? Was lässt sich an der Herangehensweise noch verbessern? Wie kann ich trotzdem aus dem Prozess lernen, was kann ich Positives mitnehmen?

Autor: Christiane Schmidt-Köck

Dieser Artikel ist zuerst erschienen auf Mariposa Consulting